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Glossarbeitrag

Was ist ein Portfolio Epic in SAFe®?

Portfolio Epics sind im Scaled Agile Framework (SAFe) die größten, strategischen Initiativen auf Portfolioebene. Sie adressieren signifikante Investitionen, die maßgeblich Einfluss auf die Unternehmensstrategie, Wertströme oder das Geschäftsmodell haben. Beispiele sind der Eintritt in neue Märkte, die Entwicklung digitaler Plattformen oder der Aufbau neuer Produktlinien. Epics sind zu groß und komplex, um direkt von Agile Release Trains (ARTs) umgesetzt zu werden, und benötigen deshalb Analyse, Priorisierung und Steuerung im Portfolio-

Praxisbezug (wofür nutzt man Portfolio Epics?) 

- Strategieumsetzung: Übersetzung strategischer Themen in konkrete, investitionswürdige Initiativen. 

- Investitionsrahmen: Grundlage für Entscheidungen im Rahmen von Lean Budgets & Guardrails. 

- Transparenz & Governance: Durch das Epic-Template werden Business Value, Hypothesen, Kostenrahmen und erwartete Outcomes sichtbar gemacht. 

- Change-Instrument: Steuerung sowohl technologischer als auch organisatorischer Veränderungen (z. B. neue Geschäftsmodelle, regulatorische Programme). 

 

 

 

Zusammensetzung & Template 

SAFe empfiehlt ein Epic Hypothesis Statement als Template für Portfolio Epics. Dieses strukturiert die Initiative schlank, hypothesengetrieben und outcome-fokussiert: 

- Epic Owner: Verantwortlich für Steuerung, Kommunikation und Koordination. 

- Problem-/Opportunity-Statement: Klärung, warum diese Initiative notwendig ist und welches Business- oder Kundenproblem adressiert wird. 

- Hypothese: Beschreibung der erwarteten Wirkung („Wir glauben, dass…“). 

- Business Outcome Hypotheses: Erwartete Geschäftsergebnisse, quantifiziert in messbaren Zielen. 

- Leading Indicators: Frühindikatoren, die Fortschritt sichtbar machen, bevor Outcomes eintreten. 

- Lean Business Case: Leichtgewichtige Kosten-/Nutzenabschätzung als Grundlage für Investitionsentscheidungen. 

- Definition of Done: Klar definierte Kriterien, wann ein Epic abgeschlossen ist. 

Tipp: Wenn ihr das Template braucht oder anpassen wollt, kontaktiert uns gerne von der CALADE.   

 

 

 

 

 

Unterschiede zu Capabilities und Features (inkl. Outcome vs. Output) 

- Portfolio Epic: 

- Ebene: Portfolio 

- Fokus: Outcome (z. B. Marktanteile steigern, Kundenzufriedenheit erhöhen, Kosten reduzieren) 

- Charakter: Strategische Initiative, mehrere ARTs und ggf. Solution Trains betroffen. 

- Capability: 

- Ebene: Solution 

- Fokus: Outcome mit fachlich-technischem Bezug (z. B. Fähigkeit, OTA-Updates bereitzustellen) 

- Charakter: Brücke zwischen strategischen Epics und operativen Features. 

- Feature: 

- Ebene: ART

- Fokus: Output (z. B. OTA-Update-Funktion implementiert), aus dem Outcome erst im Nutzungskontext entsteht. 

- Charakter: Umsetzbares Arbeitspaket mit klaren Akzeptanzkriterien, typischerweise in einem PI lieferbar. 

- Story: 

- Ebene: Team 

- Fokus: Output, kleinstes Arbeitspaket (z. B. „UI-Komponente für Update-Benachrichtigung entwickeln“). 

 

Merksatz: 

- Epics und Capabilities → Outcome-orientiert: „Was verändert sich für Kunde oder Business?“ 

- Features und Stories → Output-orientiert: „Welche konkreten Liefergegenstände werden erstellt?“ 

 

 

 

Typische Herausforderungen 

- Unscharfe Formulierung: Epics werden wie Projekte beschrieben, ohne klare Hypothese oder Outcome. 

- Output statt Outcome: Fokus auf Lieferungen (Output) statt auf messbare Business-Wirkungen (Outcome). 

- Priorisierungskonflikte: In komplexen Organisationen konkurrieren viele Stakeholder um Epic-Budgets. 

- Fehlende Transparenz: Ohne konsequentes Portfolio-Kanban verlieren Führungskräfte den Überblick über Status und Abhängigkeiten. 

- Überlastung: Zu viele parallele Epics blockieren Flow und Delivery. 

 

 

 

Erfolgsfaktoren & „Best Practices“ 

- Hypothesengetriebene Steuerung: Nutzung des Epic Hypothesis Statement als Standard, um Business Outcomes zu schärfen. 

- Kill/Scale-Entscheide: Frühzeitiges Beenden oder gezieltes Skalieren von Epics auf Basis von Hypothesenvalidierung. 

- Portfolio-Kanban: Konsequent angewendet, schafft es Transparenz über Status und Prioritäten (Funnel → Review → Analysis → Portfolio Backlog → Implementing → Done). 

- Messbare Outcomes: Definition von Leading Indicators und KPIs, bevor große Investitionen fließen. 

- Balance Run/Grow/Transform: In der Praxis bewährt sich eine klare Balance zwischen Betrieb, Weiterentwicklung und Innovation – dies ist kein offizieller SAFe-Standard, sondern ein vielfach eingesetztes Best Practice. 

 

 

 

Erkenntnisse aus Forschung & Praxis 

- Forschung: Studien zu Business Agility zeigen, dass hypothesengetriebene Steuerung auf Portfolioebene die Erfolgsquote strategischer Initiativen signifikant erhöht. 

- Praxisberichte: Unternehmen aus Branchen wie Automotive, Finanzdienstleistung und Telekommunikation berichten, dass Portfolio Epics Transparenz auf CxO-Level schaffen und Priorisierung in komplexen Multi-Markt-Umfeldern erleichtern. Erfolgreich sind dabei vor allem Organisationen, die Epics mit klaren Hypothesen, Guardrails und Outcome-Metriken kombinieren. 

 

 

Best Practices für CxOs, HR und Führungskräfte 

- CxOs: Nutzen Epics, um strategische Sichtbarkeit zu gewinnen und Investitionen konsistent auszurichten. 

- HR & People: Verknüpfen Epics mit Skills, Staffing und People-Development-Initiativen. 

- Führungskräfte: Übernehmen Verantwortung für Outcomes und validieren diese kontinuierlich über Reviews und Metriken. 

 

 

Rolle von CALADE 

In Transformationsprogrammen zeigt sich, dass viele Organisationen Unterstützung benötigen bei: 

- Advisory: Aufbau und Optimierung von Portfolio-Kanban, Epic-Templates und Outcome-Metriken. 

- Training: Befähigung von Epic Ownern, Business Ownern und Führungskräften in hypothesengetriebener Steuerung und LPM-Praktiken. 

- Experten: Temporäre Besetzung schwer zu findender Rollen wie Epic Owner oder LPM-Coach, bis interne Kompetenz aufgebaut ist. 

- Transparenz: Etablierung von Reporting und Metriken, die Outcomes statt nur Outputs sichtbar machen. 

- Fokus & Priorisierung: Begleitung bei der Selektion und Sequenzierung von Epics in komplexen Stakeholder- und Multi-Markt-Umfeldern. 

Der Ansatz ist pragmatisch und kundenorientiert – mit dem Ziel, dass Organisationen Portfolio Epics eigenständig, outcome-orientiert und nachhaltig steuern können. 

 

 

 

Weiterführende Begriffe 

- Lean Portfolio Management (LPM) 

- Lean Budgets & Guardrails 

- Portfolio-Kanban 

- Capability & Feature 

- Epic Owner & Business Owner 

- Hypothesengetriebene Steuerung 

 

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