Reduce Queue Length bedeutet, die Länge von Warteschlangen im Wertstrom zu verringern. „Queues“ entstehen, wenn mehr Arbeit gestartet als fertiggestellt wird. Lange Queues führen zu Wartezeiten, verzögern Feedback, verschlechtern Vorhersagbarkeit und erhöhen das Risiko, dass Arbeit veraltet oder nie abgeschlossen wird. In SAFe wie in Lean ist die Reduktion von Queues ein zentraler Hebel für Flow-Optimierung.
Praxisbezug
Beispiele für Queues:
- Team-Ebene: Stories „in progress“, die auf Review oder Test warten.
- ART-Ebene: Features, die nach PI Planning in Backlogs liegen, aber nicht gestartet werden.
- Portfolio-Ebene: Epics, die über Monate in Entscheidungsschleifen hängen.
Praktiken:
- WIP-Limits setzen, um Überlast zu vermeiden.
- Priorisierungskriterien (WSJF in SAFe), damit Wichtiges zuerst bearbeitet wird.
- Pull-Prinzip statt Push: Arbeit wird gezogen, wenn Kapazität frei ist.
- Visualisierung von Queues in Kanban-Systemen.
Typische Missverständnisse
❌ „Lange Backlogs sind unproblematisch“ – sie erzeugen falsche Sicherheit, tatsächlich sind sie ein Inventar an verzögerter Arbeit.
❌ „Queue Length ist nur ein operatives Problem“ – auch Management-Ebenen verursachen überlange Queues (z. B. zu viele gestartete Epics).
❌ „Ein volles System ist ein effizientes System“ – falsch: Überlast führt zu massiv längeren Durchlaufzeiten (Little’s Law).
4. Relevanz für Organisationen
- Kürzere Durchlaufzeiten: Weniger „Stau“ im System.
- Höhere Transparenz: Queues machen sichtbar, wo zu viel gestartet wurde.
- Verbesserte Vorhersagbarkeit: Weniger Schwankungen in Lead- und Cycle Times.
- Bessere Qualität: Reduktion von Kontextwechseln und Workarounds.
Lange Queues sind einer der Haupttreiber für Terminverzug und ineffiziente Wertlieferung.
Beispiel aus der Praxis
Ein Telekommunikationsunternehmen hielt mehr als 50 Epics parallel im Portfolio-Kanban. Ergebnis: Keine war nach 12 Monaten vollständig geliefert. Nach Einführung von WIP-Limits auf Epics (max. 10 gleichzeitig) und klarer WSJF-Priorisierung stieg die Zahl der fertiggestellten Initiativen massiv – die Durchlaufzeit sank um über 40 %.
Anwendung außerhalb von SAFe
Das Prinzip ist universell:
- Lean Production: Warteschlangen an Maschinen → Engpass-Management.
- Service Management: Tickets in Warteschlangen → priorisieren statt stapeln.
- Strategiearbeit: Statt 30 Initiativen halb zu verfolgen, 5 gezielt zum Abschluss bringen.
Grundsatz: „Stop Starting – Start Finishing“. Kleine Queues = schnelleres Lernen, bessere Ergebnisse.
So nutzen gute Coaches Queue-Management konkret
- Messung: Lead Time & Queue Length analysieren (z. B. mit Cumulative Flow Diagram).
- Workshops: Teams und Management reflektieren, welche Arbeit wirklich „aktiv“ sein sollte.
- Experimente: Testweise WIP-Limits oder Pull-Praktiken einführen.
- Portfolio-Coaching: Entscheidungsgremien trainieren, weniger parallel zu starten.
- Kulturarbeit: Bewusstsein schaffen, dass Überlast kein Zeichen von Produktivität ist.
CALADE-Perspektive
Bei CALADE sehen wir Queue Length nicht nur als Kennzahl, sondern als Frühwarnsystem für organisatorische Überlast. Wir unterstützen Teams, ARTs und Portfolios dabei, die Balance zwischen Nachfrage und Kapazität herzustellen. So entstehen Systeme, die verlässlich Wert liefern, statt in Staus zu kollabieren.
Weiterführende Begriffe
- Work in Process (WIP)
- Little’s Law
- Cumulative Flow Diagram (CFD)
- Weighted Shortest Job First (WSJF)
- Stop Starting, Start Finishing
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