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Glossarbeitrag

Was ist CALMR im SAFe?

Im Scaled Agile Framework (SAFe) steht CALMR für Culture, Automation, Lean Flow, Measurement, Recovery. Es ist der DevOps-Ansatz, den SAFe definiert, um die Continuous Delivery Pipeline aufzubauen und zu betreiben. 

Ziel ist es, Wert kontinuierlich, sicher und nachhaltig zu liefern. SAFe betont: DevOps ist kein Toolset, sondern ein Mindset, das kulturelle, technische und organisatorische Veränderungen erfordert. 

 

Praxisbezug 

CALMR ist das Leitmodell, um die Delivery Pipeline so zu gestalten, dass Organisationen schneller und stabiler liefern können: 

- Culture (Kultur) 

- Dev, Ops und Business arbeiten zusammen, statt in Silos. 

vGemeinsame Verantwortung für Qualität und Wert. 

- Lern- und Feedback-Kultur: Fehler dienen der Verbesserung. 

- In SAFe-Trainings wird das oft als „Shift from project to product“ beschrieben. 

- Automation (Automatisierung) 

- Continuous Integration, Testautomation, Continuous Deployment. 

- Automatisierte Pipelines sichern Geschwindigkeit und Wiederholbarkeit. 

- SAFe betont: Automatisierung ermöglicht schnellere, sichere Releases, entlastet Menschen von monotonen Aufgaben. 

- Lean Flow (Fluss) 

- Arbeit in kleinen Batches, Reduktion von WIP. 

- Bottlenecks sichtbar machen und beseitigen. 

- Prinzipien stammen aus Lean Manufacturing und Kanban; in SAFe in die Delivery-Pipeline integriert. 

- Measurement (Messung) 

- Kennzahlen nach DORA-Metriken: Deployment Frequency, Lead Time for Changes, Change Failure Rate, Mean Time to Recovery. 

- Ergänzt durch Flow-Metriken aus SAFe (z. B. Flow Time, Flow Efficiency). 

- Ziel: datenbasierte Entscheidungen statt Bauchgefühl. 

- Recovery (Wiederherstellung) 

- Fehler sind unvermeidbar; entscheidend ist die Fähigkeit, schnell und sicher wiederherzustellen. 

- Mechanismen: automatisierte Rollbacks, Feature Toggles, Chaos Engineering. 

- „Recovery“ wird in SAFe explizit als kulturelles Thema verstanden: blameless post-mortems fördern Lernen statt Schuldzuweisungen. 

 

Relevanz für Organisationen 

CALMR ist nicht nur eine technische Praxis, sondern eine strategische Voraussetzung für Business-Agilität. 

- Time-to-Market: Unternehmen, die CI/CD-Praktiken einführen, verkürzen Release-Zyklen oft von Monaten auf Tage oder Stunden. Studien wie der State of DevOps Report zeigen, dass High-Performer im Schnitt 200x häufiger deployen. 

- Qualität & Stabilität: Automatisiertes Testen und Deployment reduzieren Defekte und Nacharbeit signifikant. 

- Resilienz & Risikomanagement: Recovery-Dimensionen verringern Risiken – ein entscheidender Punkt in regulierten Branchen (z. B. Automotive, Finanzsektor). 

- Kulturwandel: CALMR zwingt Organisationen, die Trennung von Business und IT aufzugeben. Wertströme werden gemeinsam verantwortet. 

- Innovationsfähigkeit: Hypothesen können risikolos getestet werden. Unternehmen gewinnen eine „Fail fast, recover fast“-Kultur, ohne ihre Stabilität zu gefährden. 

Ohne CALMR bleibt Agilität oft an der Oberfläche stecken: Teams sind „agil“, aber die Organisation liefert langsam, fehleranfällig und teuer. 

 

Beispiele aus der Praxis 

Culture (Bank): Ein Finanzinstitut etablierte cross-funktionale ARTs. Ergebnis: Silos verschwanden, Feedbackschleifen wurden kürzer, Kundenzentrierung stieg spürbar. 

Automation (Automobilhersteller): Einführung einer CI/CD-Pipeline verkürzte die Lieferzeit neuer Features von sechs Monaten auf wenige Tage. Fehlerquote sank um 50 %. 

Lean Flow (Logistikunternehmen): Durch WIP-Limits und Value Stream Mapping wurden Bottlenecks sichtbar → Lieferzeit digitaler Features um 40 % reduziert. 

Measurement (Versicherer): Einführung von DORA-Metriken deckte auf, dass regulatorische Anpassungen zu lange dauerten. Prozessoptimierungen senkten die Lead Time um ein Drittel. 

Recovery (E-Commerce): Feature Toggles und automatisierte Rollbacks reduzierten Ausfallzeiten von Stunden auf Minuten. Der Umsatzverlust bei Fehlern sank erheblich. 

 

Umsetzung in der Praxis 

- Kultur zuerst: Trainings, Workshops, klare Kommunikation: Business und IT verantworten denselben Wertstrom. 

- Automation schrittweise: Beginnen bei High-Pain-Punkten wie Testautomation oder Build-Deployment. Kleine, iterativ erweiterte Pipelines statt Big-Bang-Ansatz. 

- Lean Flow operationalisieren: WIP-Limits, kleine Batches, Priorisierung nach Geschäftswert. Bottlenecks regelmäßig im Inspect & Adapt identifizieren. 

- Messung etablieren: Start mit wenigen Kernmetriken (Deployment Frequency, Lead Time). Flow-Metriken als Ergänzung nutzen. Wichtig: Zahlen dienen Lernen, nicht Schuld. 

- Recovery einüben: Post-Mortems ohne Schuld, automatisierte Rollbacks, Chaos Days. Ziel: Fehler werden normalisiert und als Lernquelle genutzt. 

- Pilot-ARTs nutzen: CALMR in einem ART starten, dann Skalierung. Erfahrungen systematisch dokumentieren. 

- Inspect & Adapt erweitern: I&A-Workshops nicht nur für Teams, sondern auch für DevOps- und Pipeline-Praktiken einsetzen. 

 

CALADE-Perspektive 

Unsere Erfahrung zeigt: Viele Organisationen setzen DevOps mit Automatisierung gleich. Doch wahre Transformation entsteht erst, wenn alle fünf CALMR-Dimensionen integriert sind. Bei CALADE kombinieren wir CALMR mit Living Transformation® und Frameworks wie Flight Levels oder Lean Portfolio Management. Dadurch helfen wir Organisationen, nicht nur schneller zu werden, sondern auch resilienter, lernfähiger und innovativer. 

 

Weiterführende Begriffe 

- Continuous Delivery Pipeline 

- DevOps 

- Flow Metrics 

- Inspect & Adapt Workshop 

- Lean Thinking 

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