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Glossarbeitrag

Was ist das KATGAR-Change-Modell?


Das KATGAR-Change-Modell ist ein praxisorientierter Orientierungsrahmen für Veränderungsprozesse in Organisationen. Anders als etablierte akademische Modelle (z. B. Kotters 8 Stufen oder ADKAR) stammt KATGAR nicht aus der wissenschaftlichen Literatur, sondern aus der Beratungspraxis. Es bündelt bewährte Prinzipien aus Lean-Agile-Transformation, systemischer Organisationsentwicklung und Change-Kommunikation in fünf zentralen Handlungsfeldern: Klarheit & Strategie (K), Austausch & Kommunikation (A), Team & Menschen (T), Gemeinsames Lernen (G), Aktion & Umsetzung (A) sowie Reflexion & Kulturverankerung (R).

Die beigefügte Abbildung verdeutlicht diese fünf Felder und zeigt ihre Wechselwirkungen: Sie sind keine linearen Phasen, sondern überlappen und verstärken sich gegenseitig.

Praktische Relevanz

Das Modell adressiert zentrale Erfolgsfaktoren komplexer Transformationen:

- Strategische Orientierung: Es stellt sicher, dass eine klare Vision und messbare Zielbilder im gesamten Veränderungsprozess präsent bleiben.

- Ganzheitliche Kommunikation: Change wird als kontinuierlicher Dialog verstanden – von der Begründung der Notwendigkeit bis zu Feedbackschleifen während der Umsetzung.

- Menschen im Mittelpunkt: Motivation, Beteiligung und psychologische Sicherheit werden gezielt gefördert, was für nachhaltige Adoption entscheidend ist.

- Lernen und Anpassung: Iteratives Vorgehen mit kurzen Lernzyklen ermöglicht Kurskorrekturen auf Basis realer Ergebnisse.

- Kulturverankerung: Nachhaltiger Wandel gelingt nur, wenn neue Verhaltensweisen im Alltag sichtbar und selbstverständlich werden.

 Die Kombination dieser Aspekte macht KATGAR besonders für komplexe, lang laufende Veränderungen geeignet – etwa bei Reorganisationen, digitalen Transformationen oder Fusionen.

Umsetzung in der Praxis

KATGAR bietet keine starre Schrittfolge, sondern ein Set von Leitfragen und Praktiken, die Organisationen je nach Kontext einsetzen können:

- Klarheit & Strategie

- Erarbeiten einer „Change Story“, die Vision, Nutzen und Dringlichkeit verbindet.

- Übersetzen der Story in messbare Ziele und Key Results.

- Austausch & Kommunikation

- Kommunikationsarchitektur entwerfen: Dialogformate, Feedback-Kanäle, regelmäßige Pulsbefragungen.

- Storytelling und wiederkehrende Q&A-Sessions für Führung und Teams.

- Team & Menschen

- Change Agents, Multiplikatoren und Führungskräfte qualifizieren.

- Instrumente wie Delegation Poker oder Moving Motivators nutzen, um Autonomie und Motivation zu stärken.

- Gemeinsames Lernen

- Inspect-&-Adapt-Workshops und Hypothesen-getriebene Experimente etablieren.

- Lernerfahrungen transparent dokumentieren und in neue Maßnahmen übersetzen.

- Aktion & Umsetzung / Reflexion & Kultur

- Quick Wins sichtbar machen, um Schwung zu erzeugen.

- Routinen (Daily, Retro, Reviews) anpassen, um neue Arbeitsweisen zu verankern.

 Erfolgreiche Organisationen kombinieren diese Bausteine mit messbaren Indikatoren (z. B. Engagement, Lieferfähigkeit, Kundenzufriedenheit) und passen sie kontinuierlich an.

Typische Praxisbeispiele

- Industrie 4.0-Einführung in der Fertigung: KATGAR half, ein standortübergreifendes Leitbild für digitale Fabriken zu entwickeln, interne Change Agents auszubilden und Lernschleifen für Pilotanlagen einzubauen.

- Fusion zweier Dienstleistungsunternehmen: Durch starke Fokussierung auf Kommunikation und psychologische Sicherheit konnten Mitarbeitende früh eingebunden und Abwanderungen minimiert werden.

- Agile Transformation im Finanzsektor: KATGAR wurde mit SAFe-Praktiken kombiniert, um Wertströme neu zu organisieren, Führungsverhalten zu verändern und kontinuierliche Feedbackzyklen einzuführen.

Diese Beispiele zeigen, dass KATGAR nicht als starres Rezept, sondern als strukturierter Rahmen für verschiedene Branchen und Größenordnungen dient.

Grenzen, Schwachstellen und Kritik

- Fehlende wissenschaftliche Fundierung: Das Modell ist nicht in Fachzeitschriften publiziert und beruht auf praxisgestützten Erfahrungen.

- Abstraktionsgrad: Ohne ergänzende Methoden kann KATGAR zu vage bleiben. Es empfiehlt sich, es mit etablierten Change-Ansätzen (z. B. Kotter, ADKAR, systemisches Coaching) zu kombinieren.

- Abhängigkeit von Führung und Kultur: Wenn Führungskräfte nicht konsequent vorleben oder die Organisation keine Feedbackkultur hat, bleibt KATGAR wirkungslos.

- Messbarkeit: Erfolgskriterien müssen sorgfältig definiert werden, sonst droht die Gefahr, dass Fortschritte schwer belegt werden können.

CALADE-Sichtweise

CALADE nutzt KATGAR als praktisches Reflexions- und Gestaltungsinstrument für komplexe Transformationsprojekte. Wir verbinden es mit agilen und systemischen Ansätzen, um Strategie, Kommunikation, Menschen und Lernprozesse zu einer nachhaltigen Gesamtarchitektur zu verweben.

Unsere Erfahrung zeigt: Wer KATGAR konsequent mit datenbasiertem Lernen und klaren Wertströmen verknüpft, steigert nicht nur die Veränderungsfähigkeit, sondern auch Innovationskraft und Mitarbeiterbindung.

Organisationen, die diesen Weg gehen, profitieren von einem maßgeschneiderten Change-Design, das über reine Prozessanpassungen hinausgeht und echte kulturelle Verankerung schafft.

Verwandte Begriffe

- Kotters 8-Stufen-Modell

- ADKAR-Modell

- Systemisches Coaching

- Lean-Agile Transformation

- Psychologische Sicherheit

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