Der Inspect & Adapt (I&A) Workshop ist ein zentrales Element im Scaled Agile Framework (SAFe). Er findet am Ende eines Program Increments (PI) statt und dient dazu, systematisch zu reflektieren, zu messen und Verbesserungen einzuleiten. Ziel ist es, nicht nur die Arbeitsergebnisse zu begutachten, sondern auch die Zusammenarbeit, Prozesse und Strukturen kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Ablauf und Bestandteile
Der I&A Workshop gliedert sich typischerweise in drei Teile:
1. PI System Demo
• Vorstellung der im PI erzielten Ergebnisse, über alle Teams hinweg.
• Fokus: Wert, der für Kunden und Stakeholder geliefert wurde.
2. Quantitative & qualitative Messungen
• Analyse von Kennzahlen wie Vorhersagbarkeit, Durchsatz, Qualität.
• Kombination mit Feedback aus Umfragen und Team-Reflexionen.
3. Problem-Solving Workshop
• Strukturiertes Vorgehen (oft „Root Cause Analysis“ nach Ishikawa oder „5-Why“).
• Ableitung konkreter Verbesserungsmaßnahmen für das nächste PI.
Bedeutung für Organisationen
Der I&A Workshop ist mehr als ein Rückblick. Er verkörpert den Lean-Agile-Grundsatz der kontinuierlichen Verbesserung. Anders als klassische Retrospektiven, die meist teambezogen sind, bringt der I&A alle Teams eines Agile Release Trains (ART) zusammen. Dadurch wird systemisches Lernen möglich: Probleme, die ein einzelnes Team nicht lösen kann, werden auf ART-Ebene angegangen.
Typische Missverständnisse
• „Nur eine große Retro“: In Wahrheit kombiniert I&A Demo, Metriken und Problem-Solving – also inhaltliche, datenbasierte und kulturelle Dimensionen.
• „Einmal pro PI reicht“: Kontinuierliche Verbesserung lebt vom Alltag. I&A ist ein Katalysator, ersetzt aber nicht die laufende Reflexion.
• „Kann jeder moderieren“: Ohne erfahrene Moderation verkommt I&A schnell zur reinen Problemliste ohne echte Lösungen.
I&A-Denkweise außerhalb von SAFe
Auch Organisationen, die kein SAFe nutzen, profitieren vom I&A-Ansatz:
• Regelmäßige, strukturierte Großgruppen-Reflexionen: z. B. am Ende eines Quartals oder Projekts.
• Kombination aus Fakten & Wahrnehmungen: harte Daten mit Stimmungsbildern verbinden.
• Systemische Perspektive: Probleme nicht isoliert auf Team-Ebene betrachten, sondern Ursachen im Zusammenspiel von Strukturen, Prozessen und Führung suchen.
Praktisches Beispiel: In einem Konzern ohne SAFe wurden alle sechs Monate „Business Unit Reviews“ nach I&A-Logik durchgeführt. Statt nur Zahlen zu präsentieren, wurden Root Causes von Verzögerungen analysiert und Verbesserungsmaßnahmen teamübergreifend beschlossen. Effekt: Weniger Schuldzuweisungen, mehr Fokus auf gemeinsame Lösungen.
Rolle der Moderation
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die erfahrene Moderation. Ob Release Train Engineer (RTE), Agile Coach oder externer Facilitator – nur wenn jemand die Gruppe sicher durch Daten, Diskussionen und Lösungsfindung führt, entsteht echter Mehrwert. Ohne diese Rolle besteht die Gefahr, dass Diskussionen versanden, dominante Stimmen überwiegen oder Maßnahmen im Sand verlaufen.
Hier zeigt sich, wie wichtig erfahrene Expert:innen sind, die sowohl die Methodik als auch die Dynamik großer Gruppen beherrschen.
CALADE-Perspektive
Bei CALADE sehen wir I&A Workshops als Hebel für nachhaltige Verbesserung – unabhängig davon, ob ein Unternehmen SAFe nutzt oder nicht. Entscheidend ist die richtige Kombination aus Struktur, Daten und Moderationserfahrung. Deshalb stellen wir im Angebotsbereich „Experts“ Facilitators, die Teams und Organisationen dabei unterstützen, I&A-Formate wirksam und pragmatisch einzusetzen. Nicht als Pflichttermin, sondern als echte Chance, gemeinsam besser zu werden.
Weiterführende Begriffe
• Program Increment (PI)
• Agile Release Train (ART)
• Root Cause Analysis
• Continuous Improvement
• Retrospektive