Living Transformation® ist ein leichtgewichtiges, inkrementelles Transformations-Framework. Es organisiert Veränderung nicht als einmaliges Programm, sondern als kontinuierlichen Zyklus von drei Monaten, das sogenannte Transformation Increment (TI). Jedes TI startet mit einem Transformation Increment Planning Event (TIPE), führt über klar definierte Events, Rollen und Artefakte zu überprüfbaren Ergebnissen („Transformation Changes“) und endet mit einem Measure & Improve. Kernprinzip: Veränderung entsteht von innen, mit klar hinterlegter Mitarbeiter-Kapazität – statt ausgelagerten Schattenorganisationen.
Praxisbezug
Ein typischer Ablauf umfasst:
- Urgency Workshop (nur zum Start): Führt Dringlichkeit herbei, basiert auf Zahlen, Benchmarks, Feedback, Lessons Learned.
- -Event: Transformation Epics („TrEpics“) im Backlog werden bewertet und priorisiert.
- Capa-Event: Festlegung, wie viel Kapazität Mitarbeitende ins nächste TI einbringen (z. B. 25–30 %).
- TIPE (Planning): Zerlegung der priorisierten TrEpics in Transformation Features mit klaren Akzeptanzkriterien.
- Durchführung: TI besteht aus meist drei Sprints à 4 Wochen, in denen TrEpic-Teams fokussiert Transformation Changes umsetzen.
- Measure & Improve: Überprüfung der Ergebnisse, Anpassung für das nächste TI.
Rollen:
-.Transformation Owner (TO) – accountable für die Transformation, nicht bloß Sponsor.
- Transformation Master (TM) – Facilitator und Coach für den Prozess.
- TrEpic-Teams – interdisziplinäre Teams, TI-spezifisch zusammengestellt.
Artefakte:
- Transformation Epics, Features, User Stories
- Program-Riskboard mit ROAM
- Solution-ähnliche Backlog-Struktur für Transformation
Typische Missverständnisse
❌ „Noch ein schweres Skalierungsframework“ – LT ist methodisch schlank, reduziert Vorbereitung auf das Nötige.
❌ „Transformation neben dem Tagesgeschäft“ – falsch: Mitarbeitende bringen klar definierte Kapazität ein.
❌ „Top-down-Kampagne“ – Transformation ist eingebettet in Teams, nicht nur auf Führungsebene.
❌ „Einmalige Initiative“ – Living Transformation ist ein laufender Betrieb, kein Projekt mit Enddatum.
Warum klassische Ansätze scheitern
- Überplanung & Copy-Paste: Klassische Transformationen setzen auf große Vorbereitungsphasen oder kopieren Rezepte – zu langsam und unpassend.
- Schattenorganisationen: Veränderung läuft außerhalb der Linie – Mitarbeitende tragen sie nicht mit.
- Top-down-Programme ohne Urgency: Fehlendes Dringlichkeitsmomentum erzeugt „Change Fatigue“.
- Unklare Messung: Klassische Programme liefern oft keine überprüfbaren Inkremente.
Vorteile des Ansatzes
- Vorhersagbare Ergebnisse: Durch die TI-Kadenz alle 3 Monate überprüfbare Veränderungen.
- Echte Beteiligung: Mitarbeitende sind mit Zeitanteilen eingebunden → Ownership und Akzeptanz steigen.
- Einfach & transparent: Schlanke Events, klare Reihenfolge (Priorisierung → Kapazität → Planung).
- Kontinuität: Veränderung wird Betrieb, kein Ausnahmezustand.
- Messbare Wirkung: Veränderungen („Transformation Changes“) sind überprüfbar und führen zu höherer Lernrate.
Guiding Principles (Leitprinzipien)
- Start with Urgency – Transformation beginnt mit Dringlichkeit und echtem Mandat.
- Deliver Change in TIs – Veränderung erfolgt in festen, kurzen Zeitboxen.
- Priorize → Capacitize → Plan – Reihenfolge ist zwingend: erst Ziele, dann Kapazität, dann Planung.
- Change from within – Mitarbeitende leisten aktiv Beiträge; keine Schattenorganisation.
- Keep it simple – Schlanker Prozess, Vorbereitung aufs Nötige.
- Transparency, Focus, Orientation, Continuity – klare Regeln, sichtbare Orientierung, kontinuierliche Routinen.
- People & Interactions first – Zusammenarbeit schlägt Dogma.
Beispiel aus der Praxis
Ein Unternehmen führte im Urgency Workshop Benchmarks und Mitarbeiter-Surveys ein, um Handlungsdruck zu verdeutlichen. Im ersten TI wurden 3 TrEpics mit 25 % Kapazität aus fünf Bereichen umgesetzt. Im TIPE zerlegte man die TrEpics in Features mit klaren Abhängigkeiten. Nach drei 4-Wochen-Sprints zeigte das Measure & Improve: –28 % Genehmigungszeit, verbesserte Compliance-Dokumentation und zwei systemische Hindernisse beseitigt.
Anwendung durch Coaches
- Urgency Workshops orchestrieren: Klarheit, Daten und Dringlichkeit herstellen.
- Prio- & Capa-Events moderieren: Sicherstellen, dass Reihenfolge eingehalten wird.
- TIPE-Qualität hochhalten: Transformation Features mit klaren Definitionen.
- Lernroutinen sichern: Measure & Improve → kontinuierliches Lernen verankern.
- Risiken transparent machen: Program-Riskboard und ROAM einsetzen.
CALADE-Perspektive
Living Transformation® ist unser Ansatz von CALADE für nachhaltigen Wandel von Innen. Wir beraten Organisationen dabei, ob und wie sie diesen Ansatz adaptieren, und unterstützen beim Aufbau der nötigen Routinen, Rollen und Events.
Coaches und Berater von CALADE sind in Living Transformation® ausgebildet und begleiten Unternehmen, Veränderung als laufende Fähigkeit zu etablieren.
Weiterführende Begriffe & Quellen
- Buch: Living Transformation – Live Change. This is how the organizational change succeeds. (Mario André Brückner)
- Podcast „Living Transformation®“ – Praxisberichte und Expertengespräche
- Webseite & Glossar: living-transformation.com mit Glossar (TI, TIPE, TrEpic, Capa-Event etc.)
- Verwandte Konzepte: Transformation Increment, Transformation Owner, Transformation Master, Prio-/Capa-Event, Program-Riskboard
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