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Glossarbeitrag

Was ist ein Burn-down- bzw. Burn-up-Chart?

Ein Burn-down-Chart zeigt den noch verbleibenden Arbeitsaufwand über die Zeit, während ein Burn-up-Chart den Fortschritt in Richtung des Gesamtziels darstellt, also wie viel Arbeit bereits erledigt wurde. Beide sind Hilfsmittel zur Transparenz, jedoch keine offiziellen Scrum-Artefakte, sondern empfohlene Praktiken aus der agilen Community. 

 

Ursprung und Zweck 

Burn-down- und Burn-up-Charts entstammen der Scrum-Praxis und wurden durch Persönlichkeiten wie Ken Schwaber und Mike Cohn populär gemacht. Sie unterstützen die empirische Prozesskontrolle, indem sie: 

- Fortschritt in Echtzeit sichtbar machen, 

- Probleme wie Blockaden oder Überlastung früh erkennbar machen, 

- die Kommunikation zwischen Team und Stakeholdern fördern. 

 

Kernelemente 

- X-Achse: Zeit (Sprinttage, Iterationen, Wochen). 

- Y-Achse: Arbeitsaufwand oder Fortschritt (Story Points, Tasks, Business Value). 

- Burn-down: verbleibende Arbeit; häufig mit „idealer Linie“ als Soll-Verlauf. 

- Burn-up: erledigte Arbeit vs. Gesamtscope; macht Änderungen im Umfang sichtbar. 

 

Anwendung und Best Practices 

- Pflege durch das Team: Regelmäßige Aktualisierung, oft im Daily Scrum. 

- Ebenen: Burn-down für Sprint, Release oder PI; Burn-up für Programme, ARTs oder ganze Transformationen. 

- Interpretation statt Vorhersage: Charts zeigen Trends, keine garantierte Zukunft. 

- Burn-up bei Scope-Änderungen: Wenn sich Anforderungen häufig ändern, ist Burn-up überlegen, da es den Gesamtumfang darstellt. 

- Kombination mit Definition of Done: Nur fertiggestellte Arbeit zählt als „abgebrannt“ oder „aufgebaut“. 

 

Praxisbeispiele 

Scrum-Team: In einem 2-Wochen-Sprint zeigt das Burn-down am Tag 7, dass 80 % offen sind. Diskussion im Daily Scrum deckt Abhängigkeiten zum Test-Team auf. 

Automotive (SAFe): Ein ART nutzt ein Burn-up während eines PI, um zu zeigen, dass 30 % neuer Scope hinzugefügt wurden. Das erklärt, warum nicht alle geplanten Ziele erreicht wurden. 

Bankensektor: Ein Burn-up half, regulatorische Projekte zu managen, in denen Anforderungen dynamisch wuchsen. 

Transformation: CALADE setzt Burn-up-Diagramme ein, um Fortschritte in Transformation Increments sichtbar zu machen und Scope-Änderungen nachvollziehbar zu dokumentieren. 

 

Kritik und Grenzen 

- Missbrauchsrisiko: Gefahr, dass Charts für Mikromanagement statt Transparenz genutzt werden. 

- Output statt Outcome: Charts messen nur erledigte Arbeit, nicht den tatsächlichen Geschäftswert. 

- Over-Simplification: Komplexe Realitäten werden auf eine Linie reduziert, was falsche Sicherheit vermitteln kann. 

- Qualität unberücksichtigt: Diagramme zeigen nicht, ob Ergebnisse die Definition of Done erfüllen. 

- Team-Reife entscheidend: Unerfahrene Teams können Charts als Druckmittel wahrnehmen. 

 

Einbettung und Kombination 

- Scrum: Typische Praxis für Sprint- oder Release-Monitoring. 

- SAFe: Burn-up wird bevorzugt auf ART- und Solution-Ebene eingesetzt, z. B. in PI System Demos. 

- Kanban: Ergänzt durch Cumulative Flow Diagram (CFD), das Engpässe und Work in Progress sichtbar macht. 

- Transformation: Burn-up kann Fortschritte in Programmen und Strategien darstellen, analog zur Produktentwicklung. 

 

CALADE-Perspektive 

Bei CALADE nutzen wir Burn-down- und Burn-up-Charts bewusst als Kommunikations- und Lerninstrumente, nicht als Kontrollmechanismen. Besonders in groß angelegten Transformationen helfen Burn-up-Charts, Scope-Änderungen und Fortschritt transparent zu machen und Vertrauen in den Veränderungsprozess zu stärken. 

 

Verweise auf verwandte Glossarartikel 

- Sprint (Scrum) 

- Sprint Backlog 

- Increment 

- Velocity 

- Cumulative Flow Diagram (CFD) 

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