EN

Glossarbeitrag

Was ist eine Definition of Done (DoD)?

Die Definition of Done (DoD) ist die formale Beschreibung des Zustands eines Inkrements, wenn es alle geforderten Qualitätskriterien erfüllt. Sobald ein Product Backlog Item die DoD erfüllt, entsteht ein Inkrement – gebrauchsfertig und potenziell lieferbar. Die DoD schafft Transparenz darüber, was „fertig“ tatsächlich bedeutet und verhindert Missverständnisse zwischen Teams, Product Ownern und Stakeholdern. 

Im Scrum Guide ist festgelegt: Wenn mehrere Scrum-Teams am selben Produkt arbeiten, müssen sie eine gemeinsame DoD definieren und einhalten. Zusätzliche Team-spezifische Verschärfungen sind erlaubt, ersetzen aber die gemeinsame Produkt-DoD nicht. 

 

 

 Arten von DoD – offiziell vs. Praxis 

- Produkt-DoD (offiziell, Scrum Guide) 
Die verbindliche Definition für das gesamte Produkt. Alle Teams, die an demselben Produkt arbeiten, müssen diese DoD einhalten. 
Beispiel: „Alle Features integriert, Regressionstests grün, Betriebsdokumentation aktualisiert.“ 

- Team-DoD (praktische Ergänzung) 
Teams können strengere Regeln ergänzen, die über die produktweite DoD hinausgehen. 
Beispiel: „Code Coverage ≥ 80 %, alle Pull Requests reviewed.“ 

- Organisationale DoD (praktische Ergänzung) 
Von der Organisation vorgegebene Baselines (z. B. Architektur, Security, Compliance), die alle Produkte erfüllen müssen. 
Beispiel: „Security-Scan ohne kritische Findings, Datenschutz-Check durchgeführt.“ 

- Release-/Deployment-DoD (praktische Ergänzung) 
Definiert, wann ein Inkrement tatsächlich in Produktion überführt werden kann. Ergänzt die Produkt-DoD um Betriebs- und Deployment-Aspekte. 
Beispiel: „Deployment automatisiert über CI/CD, Monitoring-Alerts getestet, Release Notes erstellt.“ 

Wichtig: Offiziell kennt Scrum nur die produktweite DoD. Die weiteren Ebenen sind praktische Erweiterungen, die in komplexen Organisationen sinnvoll sind. 

 

 

Praxisbezug 

- Transparenz & Qualität: DoD macht sichtbar, was unverhandelbar erfüllt sein muss. 

- Integration: Gemeinsame DoD über Teams hinweg verhindert „Integration Hell“. 

- Planbarkeit: Stakeholder wissen, dass jedes Inkrement die gleiche Qualitätsbasis hat. 

- Automatisierung: Moderne Organisationen bilden die DoD-Kriterien in CI/CD-Pipelines ab, um Konsistenz sicherzustellen. 

- Regulierung: In Branchen wie Automotive, MedTech oder Finance ist die DoD auch Nachweis gegenüber Auditoren. 

 

Abgrenzung zu verwandten Begriffen 

- Acceptance Criteria: Item-spezifische Kriterien („bauen wir das Richtige?“). 

- DoD: Produktweite Qualitätsbasis für das Inkrement („bauen wir es richtig?“). 

- DoR (Definition of Ready): Nicht offiziell im Scrum Guide, aber verbreitet – beschreibt, wann ein Item startklar für die Umsetzung ist. 

 

Praktische Beispiele (ausführlich)  

Cloud-SaaS (Team-DoD): 
  

- Code reviewed, Unit-Tests ≥ 80 %, API-Doku aktualisiert. 

- Vorteil: Konsistenz innerhalb des Teams, weniger Nacharbeit, stabilere Releases. 

 

Automotive (Produkt-DoD): 
  

- Alle Softwarestände integriert, Hardware-in-the-Loop bestanden, Safety-Case aktualisiert. 

- Vorteil: Alle Teams liefern kompatible Softwarestände, Integration wird planbar. 

 

MedTech (Organisationale DoD): 
  

- Traceability zwischen Anforderungen, Tests und Risiken vorhanden, Validierungsprotokolle abgeschlossen. 

- Vorteil: Audit-Sicherheit, regulatorische Compliance nach GxP/ISO 13485. 

 

Finanzsektor (Release-/Deployment-DoD): 
  

- Deployment automatisiert, Monitoring aktiv, Runbooks für Incidents vorhanden. 

- Vorteil: Produktionssysteme stabil, Releases vorhersehbar und prüfbar. 

 

Data/ML-Produkte (Team + Produkt-DoD): 
  

- Model reproducibility gesichert, Data-Quality-Gates erfüllt, Drift-Monitoring aktiv. 

- Vorteil: Vertrauen in Machine-Learning-Produkte, Nachvollziehbarkeit für Auditoren. 

 

Umsetzung in der Praxis 

- Workshop: DoD gemeinsam definieren, Organisation-Policies berücksichtigen. 

- Automatisieren: DoD-Kriterien so weit wie möglich in CI/CD abbilden (Tests, Security-Scans, Compliance). 

- Iterativ verschärfen: DoD sollte mit der Reife des Teams/Produkts wachsen (z. B. höhere Testabdeckung, tiefere Security-Prüfungen). 

- Transparenz schaffen: Im Sprint Review und mit Metriken spiegeln, ob Items die DoD erfüllen. 

 

 

Anti-Patterns 

- „Done = Code fertig“ – Qualität, Tests und Betrieb werden ignoriert. 

- Unterschiedliche DoDs bei Teams am selben Produkt – explizit im Scrum Guide verboten. 

- Papier-DoD ohne Automatisierung – niemand lebt sie. 

- Verwechslung mit Acceptance Criteria – führt zu Schein-„Fertig“. 

 

 

CALADE-Sichtweise 

Wir betrachten die DoD als mehrschichtiges Qualitätsmodell: 

- Produktweite DoD als verbindlicher Standard. 

- Team-spezifische Erweiterungen für Details. 

- Organisationale Baselines für Compliance und Sicherheit. 

- Release-/Deployment-DoD für den Brückenschlag zu Betrieb und Markt. 

 

So wird die DoD von einer Checkliste zu einem lebendigen Steuerungsinstrument für Qualität, Vertrauen und Business Value. 

 

 

← zurück zur Übersicht