Large-Scale Scrum (LeSS) ist ein agiles Skalierungs-Framework, das auf den Prinzipien und Werten des Scrum Guide basiert. Es wurde von Craig Larman und Bas Vodde entwickelt und verfolgt das Ziel, Scrum auf mehrere Teams auszuweiten, die gemeinsam an einem Produkt arbeiten. Im Unterschied zu komplexeren Frameworks setzt LeSS auf Minimalismus und organisatorische Vereinfachung, um Kundennutzen zu maximieren und gleichzeitig strukturelle Komplexität zu reduzieren.
Struktur und Konfigurationen
LeSS unterscheidet zwei Varianten:
- Basic LeSS: für 2 bis 8 Teams (etwa 10–50 Personen).
- LeSS Huge: für mehr als 8 Teams (50–6000+ Personen), basierend auf Basic LeSS, erweitert durch Area Product Owner und zusätzliche Strukturen.
Ein zentrales Prinzip ist das Verhältnis 1:1:n – ein Product Owner, ein gemeinsames Product Backlog, viele Teams. Alle Teams arbeiten synchron in denselben Sprints und liefern am Ende ein gemeinsames, potenziell auslieferbares Produktinkrement.
Prinzipien und Besonderheiten
LeSS orientiert sich stark an agilen Werten wie Transparenz, kontinuierlicher Verbesserung und Kundenfokus. Wesentliche Merkmale sind:
- Ein gemeinsames Product Backlog: alle Teams arbeiten auf dasselbe Ziel hin.
- Ein einziger Product Owner: trägt die Produktverantwortung und priorisiert das Backlog.
- Cross-funktionale Teams: Teams sind vollständig aufgestellt und können unabhängig liefern.
- Synchronisierte Sprints: alle Teams arbeiten im gleichen Takt und liefern ein gemeinsames Increment.
- Schlanke Struktur: Verzicht auf zusätzliche Managementebenen oder Rollen, Fokus auf Einfachheit.
- Lernorientiertes Vorgehen: Start mit wenigen Teams, Experimente und Anpassungen, bevor die Skalierung ausgebaut wird.
Unterschiede zu anderen Frameworks
Im Vergleich zu SAFe oder Nexus verfolgt LeSS einen bewusst minimalistischen Ansatz. Während SAFe durch Rollen, Ebenen und Prozesse zusätzliche Strukturen schafft, setzt LeSS auf die Kraft von Scrum-Prinzipien in Reinform. Der Fokus liegt nicht auf Governance, sondern auf Selbstorganisation, direktem Kundenkontakt und Produktorientierung.
Typische Missverständnisse
- „LeSS ist einfach nur mehr Scrum“ – tatsächlich braucht LeSS gezielte Anpassungen, etwa bei der Koordination von Backlog Refinement oder Sprint Planning über mehrere Teams hinweg.
- „LeSS funktioniert sofort in großen Organisationen“ – erfolgreich ist LeSS nur, wenn zunächst kleine Einheiten Erfahrungen sammeln, bevor die Skalierung auf viele Teams erfolgt.
- „LeSS kommt ohne Management aus“ – LeSS fordert aktives Management, jedoch in Form von Systemgestaltung und Coaching, nicht durch Steuerung einzelner Aufgaben.
Praktische Relevanz in Transformationen
LeSS eignet sich besonders für Organisationen, die Produktfokus und Kundenwert in den Mittelpunkt stellen möchten. Es fördert die Vereinfachung von Strukturen und die Reduktion von Overhead. Gleichzeitig stellt es hohe Anforderungen: starke Teams, reifes Product Ownership und ein Management, das bereit ist, Kontrolle abzugeben und Rahmenbedingungen zu gestalten.
CALADE Perspektive
In Transformationsprogrammen sehen wir häufig, dass LeSS als Gegenentwurf zu komplexeren Frameworks geschätzt wird. CALADE unterstützt Organisationen bei der Evaluierung und Einführung von LeSS, beim Aufbau cross-funktionaler Teams, der Synchronisation von Sprints und beim Coaching von Product Ownern. In hybriden Kontexten helfen wir, LeSS-Elemente mit anderen Ansätzen zu kombinieren, um Einfachheit zu wahren und gleichzeitig auf spezifische Kundenbedürfnisse einzugehen.
Verwandte Begriffe:
- Scrum
- Nexus
- SAFe
- Product Owner
- Product Backlog
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