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Glossarbeitrag

Was ist ein/e Solution Train Engineer (STE)?

Der Solution Train Engineer (STE) ist im Scaled Agile Framework (SAFe) das Pendant zum Release Train Engineer (RTE) auf Solution-Ebene. Während ein RTE die Koordination innerhalb eines Agile Release Trains (ART) sicherstellt, trägt der STE Verantwortung für die Koordination mehrerer ARTs und Supplier, die gemeinsam eine komplexe Lösung liefern. 

Kurz gesagt: Der STE ist Chief Facilitator, Coach und Servant Leader für den gesamten Solution Train. 

 

 

 

Praxisbezug 

Die Hauptaufgaben eines STE umfassen: 

- Facilitation großer Events wie Pre- und Post-PI Planning oder Solution Demos. 

- Koordination über mehrere ARTs hinweg, inklusive Lieferanten und Partner. 

- Transparenz & Flow herstellen, indem Abhängigkeiten und Risiken zwischen ARTs sichtbar gemacht und adressiert werden. 

- Coaching von RTEs und Führungskräften auf Solution-Ebene. 

- Kontinuierliche Verbesserung der Abläufe und Strukturen. 

Gerade bei cyber-physischen Systemen oder großen, unternehmenskritischen Plattformen ist diese Rolle unverzichtbar, um Komplexität zu meistern. 

 

 

 

Zusammenspiel mit anderen Rollen (RACI-Perspektive) 

In einem Solution Train arbeitet der STE eng mit anderen Schlüsselrollen zusammen: 

- Solution Management – verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung (Responsible für Vision & Roadmap, STE ist hier Accountable für den Flow). 

- System Architect/Engineering – sorgt für technische Kohärenz (STE unterstützt, indem er Synchronisation sicherstellt). 

- Business Owners – tragen Geschäftsziel und Prioritäten (STE stellt Transparenz und Entscheidungsforen bereit). 

- RTEs – operativ auf ART-Ebene tätig, während der STE auf Solution-Ebene koordiniert (Collaborative Partnership). 

In einer RACI-Matrix lässt sich der STE meist als Accountable für Koordination & Facilitation beschreiben, während Inhalt (Features, Architektur, Business-Ziele) bei anderen Rollen liegt. 

 

 

Typische Missverständnisse 

❌ „Der STE ist nur ein ‚großer RTE‘“ – in Wahrheit liegt die Verantwortung stärker auf Systemebene und Schnittstellenmanagement. 

❌ „Der STE steuert inhaltlich“ – nein, das bleibt bei Solution Management und Architekten. Der STE sorgt für Prozess, Flow und Transparenz. 

❌ „STE kann jeder RTE automatisch werden“ – die Rolle erfordert zusätzlich Erfahrung in Skalierung, Systemdenken und Facilitation großer Gruppen. 

 

 

 

Relevanz für Organisationen  

Ein erfahrener STE bringt Klarheit und Stabilität in hochkomplexe Wertströme: 

- End-to-End-Sicht über mehrere ARTs hinweg. 

- Synchronisation von Hunderten Beteiligten in großen Programmen. 

- Frühzeitiges Erkennen von Risiken und Abhängigkeiten. 

- Stärkung von Selbstorganisation über die gesamte Solution hinweg. 

Fehlt die Rolle oder ist sie schwach besetzt, entstehen oft Silos zwischen ARTs, Doppelarbeiten oder unklare Verantwortlichkeiten. 

 

 

 

Beispiel aus der Praxis 

 In einem Großkonzern im Bereich Fahrzeugsoftware waren über 15 ARTs und mehrere externe Partner involviert. Erst durch die Einführung eines erfahrenen STE gelang es, Abhängigkeiten zu koordinieren, ein durchgängiges PI Planning für die gesamte Lösung aufzubauen und Risiken frühzeitig zu managen. Das Ergebnis: verbesserte Vorhersagbarkeit und weniger Eskalationen auf Managementebene. 

 

 

 

CALADE-Perspektive 

In unserer Arbeit zeigt sich: Ein erfahrener STE ist entscheidend für den Erfolg großer Solution Trains. Neben fachlichem SAFe-Wissen braucht es ausgeprägte Facilitation-Skills, Systemdenken und Erfahrung mit komplexen Organisationen. 

Bei CALADE unterstützen wir nicht nur mit RTEs, sondern auch mit der Ausbildung und Bereitstellung von STEs – weil wir wissen, dass diese Rolle oft unterschätzt, aber für den Erfolg auf Solution-Ebene zentral ist. 

(Hinweis: Dieser Aspekt wird bewusst nicht als „Produkt“ beworben, sondern fließt in unsere Praxisarbeit ein.) 

 

 

 

Weiterführende Begriffe 

- Release Train Engineer (RTE) 

- Agile Release Train (ART) 

- Solution Management 

- System Architect/Engineering 

- Program Increment (PI) 

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