Risk ROAMing ist eine Methode aus dem Scaled Agile Framework (SAFe), um Risiken in großen Planungsevents wie dem PI Planning zu identifizieren, zu klassifizieren und transparent zu managen.
„ROAM“ ist ein Akronym für vier mögliche Zustände von Risiken:
• Resolved (gelöst)
• Owned (jemand übernimmt Verantwortung)
• Accepted (bewusst akzeptiert)
• Mitigated (durch Maßnahmen verringert)
Praxisbezug
Beim PI Planning sammeln Teams Risiken, die ihre Arbeit im kommenden Program Increment gefährden könnten – von Abhängigkeiten über fehlende Ressourcen bis hin zu technischen Unsicherheiten. Anschließend werden die Risiken im Plenum durchgegangen und gemeinsam einer der ROAM-Kategorien zugeordnet.
Beispiel:
• „Fehlender Testserver“ → Owned durch IT-Infrastruktur-Team.
• „Feature X ist technisch unsicher“ → Mitigated durch Spike im Sprint 1.
• „Markteinführung könnte sich verschieben“ → Accepted vom Management.
Das Ergebnis wird im Program Board dokumentiert und regelmäßig überprüft.
Typische Missverständnisse
❌ Risiken verschwinden durch ROAMing automatisch – nein, die Methode sorgt nur für Klarheit, nicht zwingend für Lösung(en).
❌ Alle Risiken müssen aufgelöst sein – manche werden bewusst akzeptiert, weil Aufwand/Nutzen einer Maßnahme nicht passt.
❌ Nur für SAFe-Events geeignet – die Logik lässt sich auch in Projekten, Portfolios oder Management-Meetings anwenden.
Relevanz für Organisationen
• Transparenz: Risiken werden sichtbar und diskutierbar.
• Ownership: Verantwortlichkeiten werden klar zugewiesen.
• Priorisierung: Statt alle Risiken gleich zu behandeln, wird unterschieden zwischen akzeptabel, kritisch und mitigierbar.
• Kultur: Teams lernen, offen über Risiken zu sprechen – ein Schlüssel für Vertrauen.
In großen Transformationen ist ROAMing besonders hilfreich, weil Risiken sonst oft unsichtbar bleiben oder stillschweigend „unter den Teppich gekehrt“ werden.
Nutzung außerhalb von SAFe
Die Denkweise des ROAMings kann auch frameworkunabhängig angewendet werden, z. B.:
• In klassischen Projekten, um Risiken nicht nur in Excel-Tabellen zu dokumentieren, sondern im Team aktiv zu besprechen.
• In Management-Meetings, um Entscheidungen über akzeptierte Risiken explizit zu machen.
• In Startups, um bei hoher Unsicherheit klare Verantwortlichkeiten für Risiko-Management zu schaffen.
Ein praktischer Einsatz ist etwa ein Risiko-Workshop am Ende eines Quartals, bei dem Risiken gesammelt, kategorisiert und Verantwortliche benannt werden.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
• Einfaches, klares Schema
• Fördert offene Kommunikation
• Unterstützt schnelle Entscheidungen
Kritikpunkte:
• Gefahr der Oberflächlichkeit, wenn Diskussionen zu schnell abgehakt werden
• Erfordert konsequentes Nachhalten, sonst verpufft die Wirkung
• Kein Ersatz für fundiertes Risiko-Management (z. B. Bewertung, Simulationen)
CALADE-Perspektive
Bei CALADE nutzen wir Risk ROAMing als praktisches Werkzeug zur Risikotransparenz, aber nie isoliert. In unseren Projekten kombinieren wir die Methode mit systemischem Risikomanagement und praktischen Moderationsformaten, sodass Risiken nicht nur sichtbar, sondern auch verbindlich adressiert werden. Wichtig ist dabei die Rolle erfahrener Facilitators, die Diskussionen strukturieren und Entscheidungsprozesse klären. So wird ROAMing vom „Zettel-an-der-Wand“-Spiel zu einem echten Hebel für Sicherheit und Verbindlichkeit in komplexen Vorhaben.
Weiterführende Begriffe
• PI Planning
• Program Board
• Inspect & Adapt Workshop
• Risk Management
• Ownership
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