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Glossarbeitrag

Was ist das ADDIE-Modell?

ADDIE-Modell Darstellung
ADDIE-Modell

Das ADDIE-Modell ist ein phasenorientierter Rahmen aus dem Instruktionsdesign mit fünf Schritten: Analyse, Design, Entwicklung, Implementierung und Evaluation. Im Change-Kontext strukturiert ADDIE die Arbeit von der Problemklärung über die Gestaltung wirksamer Interventionen bis zur belastbaren Erfolgskontrolle – für Organisations- und Teamentwicklung ebenso wie für Transformationen.

 

Ursprung und Zweck

Entwickelt in den 1970er-Jahren an der Florida State University im Auftrag des US-Militärs, zielte ADDIE darauf ab, Lernlösungen systematisch zu entwickeln und Leistungslücken zu schließen. Genau diese Logik überträgt sich auf Veränderungsvorhaben: sorgfältig analysieren, outcome-basiert designen, schlank entwickeln, diszipliniert implementieren, messbar evaluieren – methodenneutral und flexibel anwendbar.

 

Zentrale Phasen im Change-Kontext

- Analyse – Untersuchung von Ist- und Soll-Zustand, Identifikation von Ursachen, Stakeholder- und Kontextanalyse, Performance-Gaps und Risiken.

- Design – Zielbild, Prinzipien, Interventionsarchitektur (z. B. Strukturen, Rollen, Kommunikation, Enablement), Governance und Roadmap, frühe Beteiligung der Betroffenen.

- Entwicklung – Ausarbeitung von Artefakten: Prozesse, Trainings- und Coaching-Materialien, Kommunikationspakete, KPIs und Dashboards; Qualitätssicherung über Piloten.

- Implementierung – Rollout in Wellen, Aktivierung von Sponsoren und Change Champions, Coaching on the job, konsequente Beseitigung von Hindernissen.

- Evaluation – Messung der Wirksamkeit anhand von Outcome-Zielen, Identifikation von Lessons Learned, Verstärkung erfolgreicher Praktiken, Nachsteuerung und kulturelle Verankerung.

 

Anwendung und Best Practices

- Analyse nicht abkürzen – sonst werden Symptome statt Ursachen adressiert.

- Outcome-basiertes Design – Maßnahmen an messbare Verhaltens- und Leistungsänderungen koppeln.

- Modulare Entwicklung – Prototypen und Piloten nutzen, um früh zu lernen.

- Implementierung in Wellen – Sponsoring sichtbar machen und Hindernisse konsequent entfernen.

- Evaluation als Daueraufgabe – früh Baselines setzen, während der Umsetzung messen, Verstetigung sichern.

 

Praxisbeispiele

Digitalisierung einer Versicherung: ADDIE half, Prozesse zu verschlanken, Training mit klaren Entscheidungspfaden zu kombinieren und durch Piloten iterativ zu lernen. Ergebnis: sinkende Durchlaufzeiten, höhere Kundenzufriedenheit.

Post-Merger-Integration: Mithilfe von ADDIE wurden Governance-Strukturen neu aufgesetzt, ein Operating Model gestaltet und Mitarbeitende über Shadow Boards eingebunden. Erfolgsfaktoren: sichtbares Sponsoring und systematische Evaluation.

 

Typische Stolperfallen und Gegenmittel

- Linearitätsfalle: ADDIE strikt sequentiell zu nutzen verhindert frühes Lernen. → Iterative Zyklen und Rücksprünge einplanen.

- Trainingsfixierung: Nur auf Schulung zu setzen ignoriert System- und Anreizhebel. → Strukturen und Policies mitgestalten.

- Symptombehandlung: Ohne Ursachenanalyse werden Quick Wins teuer. → Hypothesen validieren und Risiken managen.

- Vanity Metrics: Fokus auf Output statt Outcome. → Leading/Lagging-Indikatoren definieren.

- Sponsor Drift: Sponsoren ziehen sich nach Kick-off zurück. → Sponsor-Roadmap und sichtbare Rituale einfordern.

- Über-Engineering: Perfekte Artefakte, späte Lerneffekte. → Prototyping und agile Elemente einbinden.

- Einbahnstraßen-Kommunikation: Information statt Beteiligung. → Feedback-Loops und Co-Design nutzen.

 

Messung und Evaluation

- Leading: Adoptions- und Nutzungsraten, First-Time-Right, Zykluszeiten.

- Lagging: Qualität, Kosten, Lieferfähigkeit, Kundenergebnisse.

- Experience: Pulsbefragungen, Beobachtungen, Retrospektiven.

- Governance: Review-Kadenzen, Eskalationspfade, dokumentierte Lessons Learned.

 

Einordnung zu Alternativen

- ADKAR: Fokus auf individuelle Adoption.

- Kotter: Führungsaufgaben und Momentum.

- ACMP-Standard: Ganzheitlicher Rahmen für Change Management.

- Lewin: Klassisches Drei-Phasen-Modell.

- SAM: Iterative Alternative mit Fokus auf Prototyping.

 

CALADE-Perspektive

 CALADE nutzt ADDIE als Ordnungsrahmen – pragmatisch, kontextsensibel und in Kombination mit anderen Modellen. So wird ADDIE in Advisory-Mandaten eingesetzt, um Struktur zu schaffen, ohne Flexibilität zu verlieren. Ergänzt um Elemente aus ADKAR, Kotter oder ACMP werden Change-Projekte iterativ gesteuert, mit klaren Outcomes und konsequenter Hindernisbeseitigung.

 

Verweise auf verwandte Glossarartikel

- ACMP Standard Methodology

- ADKAR

- Kotters 8-Stufen-Modell

- Commitment Curve

- Lewins Drei-Phasen-Modell

- Timeboxing • Impediment - Built-in Quality (SAFe)

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